Früher oder später erreicht die Plotplanung für Deinen Roman den Punkt, an dem Du Schlüssel- und Einzelszenen in die Rohfassung eines Manuskriptes verwandeln willst. In diesem Tutorial zeige ich Dir eine Methode, die Dich Schritt für Schritt von Stichpunkten auf Deiner Plotwand zu einer detaillierten Kapitelplanung führt.
Hinweis: Diese Herangehensweise richtet sich primär an Menschen, die einen analytisch-strukturierten Weg zu ihren Storys bevorzugen. Er kann allerdings auch dann helfen, wenn Du auf dem intuitiven Weg Schlüsselszene für Schlüsselszene spontan aufgeschrieben hast und jetzt vor der Herausforderung stehst, die Einzelelemente zu ordnen und in eine Reihenfolge zu bringen.
Entwickele eine Verlaufsplanung für Deinen Roman
Du hast inzwischen ein klares Bild von Deinen Romanfiguren. Außerdem hast Du den zentralen Konflikt Deiner Story herausgearbeitet und kannst klar benennen, was auf dem Spiel steht. Außerdem hast Du, entweder mithilfe des Drei-Akt-Modells oder der Heldenreise, Schlüsselszenen entwickelt.
Jetzt geht es darum, den Raum zwischen den Schlüsselszenen mit weiteren Szenen zu füllen, die den zentralen Konflikt auf die eine oder andere Weise voranbringen. Manche Autor:innen bevorzugen hierfür ihr eigenes Whiteboard. Andere nutzen eins der Computerplotprogramme wie Papyrus oder StoryIt.
Ich persönlich nutze am liebsten den Ansatz mit den Karteikarten. Meine erste Schreibsensei lehrte mich, dass man auf großem Papier planen soll, weil auf diese Weise auch große Gedanken entstehen. Außerdem mag ich den bunten Anblick der Karteikarten und die Möglichkeit, Szenen physisch greifbar von einer Stelle an eine andere zu verschieben, um herauszufinden, wie sich dadurch das Gefühl für die Story verändert.
Wähle den Weg, der am besten zu Dir und Deinem Arbeitsstil passt. Es ist übrigens genauso in Ordnung, erst eine Zeitlang am Manuskript zu schreiben und erst dann mit der „richtigen“ Verlaufsplanung zu beginnen. Intuitive Schreibtypen bevorzugen häufig diesen Weg.
Was gehört in eine Szenen- bzw. Kapitelplanung?
Manche Autor:innen arbeiten nur mit sehr groben Stichpunkten und entwickeln viele Geschichtenelemente erst beim Schreiben. Andere arbeiten mit einer sehr detaillierten Planung. Wenn die Vorarbeiten abgeschlossen sind, müssen sie bei der Niederschrift nur noch auf den Stil achten. Die meisten Schreibenden befinden sich irgendwo zwischen den beiden Polen.
Szenen entwickeln
Bei einer strukturierten Herangehensweise entwickelst Du zunächst die einzelnen Szenen um die Schlüsselszenen herum.
Hier reicht oft die Kapitelüberschrift in Kombination mit ein oder zwei Sätzen über den Inhalt.
Außerdem ist es eine gute Grundlage für die Weiterarbeit, wenn Du mit einem Plus und einem Minus sowie einem Pfeil markierst, in welche Richtung sich das zentrale Konfliktpaar Deiner Story verschiebt. Damit wird es leichter, die Spannung im Verlauf Deiner Geschichte wellenformig ansteigen und abfallen zu lassen
Kapitel detailliert planen
Wenn Du Deine Kapitel gern nach einer funktionierenden Methode strukturiert vorbereitest, empfehle ich Dir folgende bewährte Aspekte in die Planung aufzunehmen:
- Kapitelüberschrift (erklärt sich von selbst)
- Ein Satz als Zusammenfassung (für einen schnellen Überblick)
- Auftauchende Figuren (damit Du weißt, wen Du ggf. in Deinen Unterlagen nachschlagen musst)
- Ort der Handlung (das hilft beim Entwickeln der Atmosphäre im Kapitel und lässt die Szenen konkreter werden)
- Erzählperspektive (wenn Du mehrere Erzählfiguren hast, kannst Du so leichter mehrere Kapitel in Folge mit der Figur schreiben, bei der es gerade fließt)
Diese Aspekte beleuchten die äußeren Aspekte der Szene. Oft erleichterst Du Dir das Schreiben, wenn Du außerdem folgende Punkte im Vorfeld überlegst:
- Charakterisierung (Was erfährt man über die Figur, was man vorher nicht wusste?)
- Konflikt (ist er innerlich oder äußerlich? Welche Standpunkte prallen aufeinander?)
- Entwicklung (also Verschiebung positiv –> negativ oder negativ –> positiv)
Wenn Du gründlich planst, entwickelst Du außerdem eine klare …
- Verlaufsbeschreibung für das Kapitel (einen oder mehrere Absätze, in denen Du chronologisch beschreibst, wer was tut, denkt oder mit wem diskutiert)
Bitte setze Dich keinesfalls unter Druck, Deine Kapitel in ähnlicher Weise zu planen! Nimm diesen Aufbau als Beschreibung eines bewährten Systems, und wähle aus, was davon Dich bei Deinem Schreibprozess voranbringt. Dein Bauch hat immer recht.
Die Angst vor dem weißen Blatt Papier
Wenn Anfänger:innen ihren ersten Roman geplottet und konstruiert haben, stellen sie oft fest, dass es ihnen nahezu unmöglich erscheint, diesen in der Theorie funktionierenden Plot jetzt auch niederzuschreiben. Teilweise spielen hier Schreibblockaden und hohe Ansprüche an sich selbst mit hinein. Teilweise liegt es daran, dass kreative Prozesse immer ein wenig unberechenbar verlaufen und eine Story sich im Entwicklungsprozess mehrfach verändert und verschiebt.
Ein wichtiges Problem bei dieser Angst ist jedoch auch, dass man am Anfang seiner Schreibkarriere oft noch nichtweiß, wie man „Figur betritt frustriert das Zimmer“ oder„A und B streiten über die Abendplanung“ handwerklich in einen gut lesbaren Prosatext verwandeln soll.
In den kommenden Tutorials verrate ich Dir, wie es geht.
Praxistipp: Komme direkt in die Umsetzung
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Learning by Doing:
Mit diesem Workbook erhältst Du auf hundert Seiten eine spielerisch und leicht anmutende Einführung in das Schreibhandwerk. In diesem Workbook gibt es nahezu keine Theorietexte oder Beispiele von anderen. Dafür gibt es genug andere Schreibratgeber, deren Verfasser:innen oft genug voneinander abschreiben und sich gegenseitig zitieren.
In diesem Arbeitsbuch findest Du stattdessen 100 Seiten, die Dich direkt in die Praxis bringen. Du erhältst das komprimierte Resultat von über 20 Jahren Erfahrung als Schriftstellerin und Lehrerin auf eine Weise, die Dich zum Schreiben animiert und die Theorie vergessen lässt. Während des Arbeitens begreifst Du bei jedem einzelnen Aspekt des Handwerks:
Natürlich, so funktioniert es. Ich habe es getan und währenddessen die Methode verstanden. Jetzt kann ich sie auch für künftige Bücher nutzen.
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Die Verfasserin:
Hanna Aden (*1983) ist Schriftstellerin und examinierte Lehrerin. Seit 2015 unterstützt sie als Seminarleiterin und Coach angehende und professionelle Autor:innen auf ihrem Weg.
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Danke, dass Du meinen Text gelesen hast! Ich mag neugierige und wissbegierige Menschen. Besonders, wenn sie sich für das Erzählen von Geschichten interessieren.
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Mein Best Buddy würde sagen: Gönn Dir!
Ich freue mich darauf, Dich vielleicht schon bald in einem meiner Kurse kennenzulernen.
Liebe Grüße
Hanna
Bildbearbeitung: Diana Aslan. Alle Fotogrundlagen als Lizenz bei Shutterstock erworben.